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Karl Ernst Knodt
Neue Gedichte . 1. Auflage 1902



Freund Tod

Das Sicherste von allem ist der Tod.
Und hängst du tausend Schleier auch davor,
Die letzte Stunde reisst sie all entzwei.
Drum denk am hellen Tage an den Tod,
Am Morgen und am Mittag, bis zur Nacht.
Und wachst du auf, erfrag den nahen Freund,
Der letzlich kommt -: das Letzte ist er nicht.
.. Dahinter liegt ein Meer, und hinterm Meer
Ein Land, ein leuchtend Land. Sein Ufer glüht.
Da will ich hin, ich will weit übers Meer,
Dort muss der ewige Schluss des Ringes sein,
Das letzte und das heissersehnte Heim.

Tod, der du Führer bist in jenes Land,
Lass uns schon Freunde sein. Ich will einmal
In meiner Sterbestunde keinen Feind
An meinem Lager sehn, Vertraute nur,
Nur stille Sterne, deren leises Licht
Mir allen Frieden meiner Heimat strahlt.
Du, Tod, sollst selbst der allerstillste sein:
Dich fühlend, fühlt mein welterlöstes Herz
Sich mitten in die Himmel all hinein.


  Karl Ernst Knodt . 1856 - 1917






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