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Karl Ernst Knodt
Neue
Gedichte . 1. Auflage 1902
Ueber den Wassern
Nach einem Motiv aus Hans Bethges
,Sylt'.
Was ists, das über den Wassern
Allabendlich klingt und klagt?
Sinds Stimmen begrabener Herzen?
Eine Seele, die Seltenes sagt?
Es hört so deutlich die Fragen
Mein stilles und staunendes Ohr.
Jetzt wimmerts. Jetzt weints. Jetzt singt es.
Jetzt jauchzt ein unendlicher Chor.
.. Sind es die weissen Nebel
Die schwer auf den Wassern stehn?
Oder die weinenden Winde,
Die geisternd darüber wehn? -
Nie hört ich die Stimmen bei Tage:
Nur in der dämmernden Nacht,
Wenn ich einsam ans Wasser mich wage,
Sind die heimlichen Wunder erwacht.
Tönt ihr nun aus der Tiefe,
Oder klingt ihr von Sternen her:
Der Seele singt ihr die Sehnsucht,
Ihr Stimmen am dämmernden Meer.
Karl
Ernst Knodt . 1856 - 1917
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