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Karl Ernst Knodt
Neue
Gedichte . 1. Auflage 1902
Zwei Weihnachtslieder
I.
Die alten ewigen Weihnachtslieder
Erfüllen die gestirnte Nacht.
Das Kinderheimweh hat mich wieder,
Der ganze Glaube ist erwacht.
Was ich an Weisheit auch errungen
- So selig sang mein Mund nicht mehr,
Als wie ich einstens hab gesungen:
"Vom Himmel hoch da komm ich her!"
Das bleibt ein Lied, auf dessen Tönen
Der Himmel selber schwebt herab,
Den weiten Weltkreis zu versöhnen,
Ein Lied, dem ich noch lausch im Grab.
II.
Es schlägt das Weihnachtswunder
Die Gottesaugen auf.
Der Kindheit trauteste Träume
Umdrängen mich zuhauf.
Was will des Zweifels Wolke
In einer Weihenacht,
Wenn über allem Volke
Der Weihnachtsstern erwacht?
Die dunkelsten Gedanken
Entweichen wie ein Wahn;
Im Licht zergehn die Schranken,
Und Glaube trägt hinan.
Karl
Ernst Knodt . 1856 - 1917
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