Da rang ein Mann mit ihm, bis die Morgenröte anbrach

Kronen schmiedet nur der Krieg,
Und aus Reue reift der Sieg.

Sieh des Gotteskämpfers Nöte,
Der dort bis zur Morgenröte,
Bis die erste Lerche singt,
Heiss mit einem Riesen ringt -:
Jakob, der auf leisen Sohlen
Einst von Haus sich weggestohlen,
Dessen müder Wanderstab
Möchte ruhn auf Vaters Grab.

Doch ein Schatten stellt sich wagend
Vor den Wandrer, laut verklagend;
Esaus Schatten, der sich stemmt
Wider Jakob und ihn hemmt ...
Schuld und Reue sind die Riesen,
Deren Fäuste ihn umschliessen ...
Wer ist stärker? Gnade? Schuld? -

Rühm o Seele Gottes Huld!

Jakob hält in müden Armen
Eines Vaters Herz. ,Erbarmen!'
Singt sein Mund ins Morgenlicht;
,Segne mich! Ich lass dich nicht!'

Auf der nächtigen Reue Not
Fällt das volle Morgenrot.


  Karl Ernst Knodt . 1856 - 1917

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