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Karl Ernst Knodt
Neue
Gedichte . 1. Auflage 1902
Gebet
Gott, wenn ich das gedacht, was du, Getst denken wolltest
Durch meinen Geist, - gesagt auch, was du sagen solltest
Durch meinen Mund: dann lass mich aus der Welt
Mit Willen gehn. Dann lass das Wanderzelt
Mich höher schlagen, hoch auf einem Stern,
Wo weiter dient der Knecht dem Wunsch des Herrn.
Denn nur ein Dienen soll mein Leben sein
In Ewigkeit, ein Dienen - dir allein,
Dess leuchtender Erlösungsglaube
Das Erdenkind enttrug dem Staube;
Das sich erst fand, als es den Vater fand
Im Sohne, der die sündige Seele band
Mit goldnem Liebesseil an Ewigkeiten,
Durch die wir einstens gottgesättigt schreiten.
Lass nur hienieden meinen Weg mich wallen
Nach deines Willens tiefstem Wohlgefallen,
Des Kreuzes Weg, der hin zur Krone weist
Den von dem falschen Glück gelösten Geist.
Lass reifen mich durch Reichtum und durch Schmerzen
Zum Manne Gottes mit dem Kinderherzen;
Und auch im Liede lass mir dies gelingen,
Dass ich noch Andern darf nach Hause singen!
Karl
Ernst Knodt . 1856 - 1917
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