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Karl Ernst Knodt
Neue
Gedichte . 1. Auflage 1902
So voll von Heimweh ist die weite Erde
So voll von Heimweh ist die weite Erde:
Der Norden raunt uns zu beredte Stürme,
Es weht uns Psalmen zu der Wind aus Westen:
Die leisen Lüfte lispeln von den Festen,
Die schon Erlöste feiern auf den Sternen -,
Und in den Aether baut der Glaube Türme.
Denn seit der Osten sprach das geistige, Werde'!,
Da wird ein Sehnen durch die Welt getragen,
Dass selbst die fernsten Inseln darnach fragen,
Und Alles drängt nach den geglaubten Fernen.
Der Süden selbst ist Sehnsucht nach den Wonnen,
Wie sie die Schönheit nirgends schuf hienieden,
Ist ewige Sehnsucht nach den ewigen Sonnen.
Es wächst in weiter Welt das grosse Weinen
Nach Haus, nach Haus, nach einer Heimat Frieden.
... Zu wem der Eine kam und wer zum Einen,
Der uns die Wege wies, der kommt nach Hause,
Der hört die Stimmen über dem Gebrause
Des lauten Lebens, lauscht der Sehnsucht Geigen,
Und seine Seele sucht das tiefe Schweigen
Der Ewigkeit ... Die so sich heimgefunden
Sind heil, erlöst von Wunden und von Stunden.
Karl
Ernst Knodt . 1856 - 1917
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