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Karl Ernst Knodt
Neue Gedichte . 1. Auflage 1902



Zurück zur ersten Einsamkeit!

Der Welle in dem Ocean
Gleicht unser Erdenleben.
Doch wie's die Welle zieht hinan
Im stillen Mondlichtweben,
Wie sie mit sehnendem Verlangen
An jedem Sternenblick bleibt hangen:
- So fühlt das gottgeschaffene Herz
In eigner Lust, in eigenem Schmerz
Die Macht der goldnen Fernen,
Ein Heimweh nach den Sternen ..
Und wie der Bach im Meer erwacht
Voll Sehnsucht nach dem Walde,
Wo er zuerst mit ganzer Macht
Sich stürzte von der Halde
In's tiefe Thal, in's Wiesengrün.

Wo tausend blaue Veilchen blühn
Und Primeln und Vergissmeinnicht,
Wo Alles Heimatkränze flicht,
Wo stiller selbst das Sternenlicht:
- So sehnt sich auch die Menschenbrust
Aus einer Welt voll wirrer Lust,
Aus dieses Lebens wilder See,
Aus unnennbarem Wahn und Weh
Zurück zur ersten Einsamkeit:
Da träumt die goldne Kinderzeit,
Da glänzt der Stern der Seligkeit.


  Karl Ernst Knodt . 1856 - 1917






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