Für alles sei Gott gebenedeit!

Weiß gar nicht, wie das so eigen ist:
Je weiter ich wandre, je mehr vergißt
Sich alles vom alten und einstigen Leben.
Wie uferlos die Jahre verschweben,
Die Jahre sonderlich, seit ich verließ
Der Kindheit heiliges Paradies.
Darnach liegt alles in tiefer Nacht.
Erst, seitdem ich als Mann erwacht,
Zu neuem, bewußtem und wahrem Leben,
Zu klarem, ins Licht sich leitendem Streben:
Knüpfen sich wieder schimmernde Fäden
Zurück zum lange verlassenen Eden
Und vorwärts zu immer goldneren Fernen,
Zum Himmel mit all seinen strahlenden Sternen.
Aufdämmern seh' ich die Ufer, die beiden,
- Darüber ein Regenbogen, aus Leiden,
Von lauter Liebe der Gottheit durchleuchtet,
Sich spannend von einem zum andern Ufer. - Es feuchtet
Das Auge sich voller Dankbarkeit:
Für alles sei Gott gebenedeit!


  Karl Ernst Knodt . 1856 - 1917

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