Wie der Türmer!

Wie der Türmer einer großen Stadt
Seine Wohnung zwischen Erd' und Himmel hat,
Fest auf hochgebauter Warte stehend,
Alles Treiben drunten übersehend,
Jedem wachen Leben nahe und doch ferne,
Stets zuerst bestaunend die beglänzten Sterne,
Von den Stürmen immer gleich geweckt,
Von dem Schmutz der Straße unbefleckt,
Immer an den Glocken die beseelten Hände,
Wohnend an der weißen Wanderwolken Wende:
- So sollst du zum Leben stehen,
Allzeit überm Staub die Sterne sehen,
Auch im stärksten Sturme nicht erbeben,
Mit dem Herzen überm Tagwerk schweben,
Fremd und doch vertraut den Dingen
Heil dein Herz nach Hause bringen!


  Karl Ernst Knodt . 1856 - 1917

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