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Schlußsteine
162 Bücher



Hermann von Lingg
Schlußsteine . 1. Auflage 1878



Alhamedins Klage

Ins Zelt zu mir in früher Stunde
Blickt noch der Dämm'rung letzter Stern,
Er blickt in meines Herzens Wunde,
Ach du, Geliebte, bist mir fern!
Nicht fern im Raum nur, auch im Leben,
Weil dich das Schwert nur mir verband,
Und zögernd, und mit leisem Beben
Ruht deine Hand in meiner Hand.

Den Fremden, der dein Herz betrogen
Traf meiner Rache süße Pflicht,
Doch ward umsonst der Speer gewogen,
Du liebst mich, deinen Rächer, nicht.
Ein Raub an ihm, den ich getödtet,
Wird jeder Kuß von mir, der Stein,
Den ich mit seinem Blut geröthet,
Nennt dich mit größerm Rechte sein!

O hätte mich das Glück gesegnet,
Und wärst du mir, ein lächelnd Kind,
Verlassen und verirrt begegnet
Vor Jahren in der Wüste Wind.
Ich hätte dich zu mir gehoben,
Zu mir an meines Rosses Bug,
Nie wär der Blütheduft zerstoben
Von deiner Seele zartem Flug!

Er sprach's, und seiner Brust entrangen
Sich Seufzer tief und schwer, da war's
Als wogten über ihm die Schlangen
Die schwarzen ihres Lockenhaars.
Und schluchzend kam, die vor dem Zelte
Im Sande kauernd, ihm gelauscht,
Er aber schloß die Glanzerhellte
An sich, von Schmerz und Lust berauscht.

Gönn' nun den Raub an fremdem Glücke
Und wähn' in meinen Armen du
Dich küsse Jener, milder drücke
Der Wahn dir deine Wimpern zu.
Du lächelst zu dem kühnen Tausche?
Ja, nichts auf Erden ist so wahr,
Die Liebe reicht zum Wonnerausche
Den Becher süßer Täuschung dar.


  Hermann von Lingg . 1820 - 1905






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