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Schlußsteine
162 Bücher



Hermann von Lingg
Schlußsteine . 1. Auflage 1878



Aristodemos

Wehvoll sind alle Mythen,
Sie bilden einen Baum
Berauschend schöner Blüthen
Mit dunklem Purpursaum,
Sie sind, wie Träume, gaukelnd
Und furchtbar wie die Nacht,
Und wie das Meer, das schaukelnd
Ob einem Abgrund lacht?

Vor ihrer dunklen Frage
Verfiel durch Machtgebot
Verhängnißvoller Tage
Die Jugend frühem Tod.
Wie wild und düster schallen
Die Flöten und das Erz.
Und bei des Opfers Fallen
Der Jubel in den Schmerz!

Wart ihr umsonst so muthig,
Messenier in der Schlacht?
Seht ihr's, wie wild, wie blutig
Aristodemos lacht?
Dein eig'nes Kind zu tödten,
O König, welche Pflicht!
Du fühlst - fühl ihr Erröthen -
Das ach! für Mitleid spricht.

Schon ist dem Opferstahle
Der reinste Busen blos;
So früh dem Schattenthale
Bestimmt sie, welch ein Loos!
Weint, Mädchen, gießet Spende,
Bereitet ist das Grab,
Und du, o Sonne, wende
Dein Strahlenantlitz ab!


  Hermann von Lingg . 1820 - 1905






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