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Hermann von Lingg
Schlußsteine
. 1. Auflage 1878
Das Meer
1.
Zufrieden still vor ihrem Haus
Schau'n arme Fischerleute
Ins Wogen auf die See hinaus,
Und horchen aufs Geläute.
Dies Weib betrauert ihren Sohn,
Und jenes ihren Gatten,
Es weckt der Glocke dumpfer Ton
Was sie gelitten hatten.
Doch über ihre Lippen geht
Kein Ach, kein leises Klagen,
Ergebung nur und still Gebet
Und schweigendes Entsagen.
Ins Schicksal blicken sie hinaus,
Sehn Schiffe ziehn und landen,
Und hören immer um ihr Haus
Die wilde Woge branden.
2.
Wolken ziehen, Stürme wandern
Und es stürzt der Wogen Heer
Eine nieder nach der andern,
O, wie furchtbar ist das Meer!
Kann es unsre Seele fassen,
Wie es einsam, freudeleer,
Wie es öd ist und verlassen,
O, wie furchtbar ist das Meer!
Fern hinüber sah ich fahren,
Aber ohne Wiederkehr,
Alle, die einst glücklich waren,
O, wie furchtbar ist das Meer!
3.
Es sitzt ein Mann am Felsenstrand
Bei seinen Kähnen,
Er trocknet mit der rauhen Hand
Von seinem heißen Aug' die Thränen,
Jetzt sieht er, wie durchs Thor ins Haus
Vier schwarze Männer treten,
Sie tragen ihm sein Weib hinaus;
Die Leute ringsum knien und beten.
Hermann
von Lingg . 1820 - 1905
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