Der Kranken Trost

Schlaflos seufzt im Bett der Kranke,
Träge rinnt der Stunden Lauf,
Immer düst'rer drängt Gedanke
An Gedanke sich ihm auf.

Doch die Morgennebel steigen,
Und die Dämm'rung bricht heran,
Horch und durch das dumpfe Schweigen
Tönt von fern die Eisenbahn.

Eine von den Karavanen,
Die hindurch gereist die Nacht,
Läßt nun endlich wieder ahnen,
Daß das Leben auferwacht.

Ueber weite Länderrücken
Ist sie sonder Ruh und Rast
Durch die Tunnels, über Brücken
Hingesaust in wilder Hast.

Und der Kranke denkt es, milder
Wird ihm jetzt zu Muth, er sieht
Reger Thatlust heitre Bilder,
Und die schwarze Sorge flieht.


  Hermann von Lingg . 1820 - 1905

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