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Hermann von Lingg
Schlußsteine
. 1. Auflage 1878
Haidebild
Heim führt die Braut der glückliche Mann,
Der seinen Gegner erschlagen,
Noch braust sein Siegslied durch den Tann
Vom Schalle der Hörner getragen.
Doch bei des Verhaßten Namens Klang
Entfahren blitzhell der Scheide
Die Schwerter der Todten, und Rachegesang
Saust murmelnd über die Haide.
Da richtet ein blutiger Held sich auf,
Bedeckt von klaffenden Wunden,
Auf hingestreckter Leichen Hauf
Bei seinen zwei treuen Hunden
Und eine weiße Frauengestalt
Kommt auf ihn zugegangen,
Sie naht, wie bleicher Nebel wallt,
Und flehentlich, gramumfangen.
Sie war, nicht achtend des Siegers Zorn,
Von seinem Schloß entwichen,
Und kam durch Nacht, durch Dickicht und Dorn
Zu dem Todeswunden geschlichen.
Sie fragt ihn trauernd: "Werden wir dort
Dereinst uns wiedersehen?"
Er schüttelt sein Haupt und spricht kein Wort,
Und winkt ihr, fortzugehen.
Sie schluchzt und fragt ihn: "Ach warum
Hast du mir nicht verziehen?"
Da blickt er starr sie an und stumm -
Sie wankt auf ihren Knieen.
Und jammernd ruft sie: "Dein will ich sein,
Im Tod nicht von dir weichen!"
Da brechen ihm wieder die Augen ein
Und er sinkt zurück auf die Leichen.
Hermann
von Lingg . 1820 - 1905
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