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Hermann von Lingg
Schlußsteine
. 1. Auflage 1878
Jetzt weiß ich auch dein Haus,
Jetzt weiß ich, wo du lebst,
Und wo du ein und aus,
Du holde Fremde, gehst.
Es wird zum Heiligthume
Das Fenster, wo du weilst,
Wo du mit jeder Blume
Den Schmuck der Anmut theilst.
Du blickst empor: "Was spricht?
Wer hat an mich gedacht?"
Ich bin's, du siehst mich nicht,
Ich geh' in tiefer Nacht,
Es drang zu mir hernieder
Von deinem Blick ein Strahl,
Ich seh dich niemals wieder,
Leb wohl zum letztenmal!
In fremde Gärten sieht
Ein Wandrer Nachts hinein,
Indem er weiterzieht,
Bei stillem Sternenschein;
Er sieht ein Blümchen schmücken
Den Garten und er denkt,
Wer wird dich holdes pflücken?
Wem ist dein Herz geschenkt?
Hermann
von Lingg . 1820 - 1905
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