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Hermann von Lingg
Schlußsteine
. 1. Auflage 1878
Julius Cäsars Bestattung
(Nach Suetonius.)
Zur Leichenfeier stund ein Holzstoß aufgeschichtet,
Beim Grabmal Julias im Feld des Mars errichtet,
Dabei von Elfenbein und Gold der Sarkophag.
Da hing das blut'ge Kleid, in dem man ihn erschlagen,
Trophä'n darüber her, und Purpur um den Schragen,
Auf dem der große Todte lag.
In Trauer schritt das Heer bei dumpfer Tuben Schalle,
Die Waffen eingesenkt, die Senatoren alle
Des Purpurschmucks entblößt, der Würde Zeichen bar.
Auf allen Straßen drang, die nach dem Marsfeld führen,
In Schaaren vor das Volk, und brachte Grabgebühren,
Die Leichenweihgeschenke dar.
Von Stund zu Stunde wuchs das tosende Gedränge,
Ihr Murmeln, untermengt dem Laut der Klaggesänge,
Schwoll brausend ab und zu in immer neuer Fluth.
Der höchste Schmerz ist gleich an wilden Rasereien
Der ausgelass'nen Lust, und um sich zu befreien,
Schont keines Opfers seine Wuth.
Auf, nach dem Kapitol! Nur dort ihn zu bestatten
Gefällt den Göttern Roms! Auf, weihet seinem Schatten
Das Blut der Mörder! rief das Volk, tragt ihn hinein
Zur Curia, entfacht den Holzstoß, und den Flammen
Wehr' nichts mehr, stürzte selbst das hohe Rom zusammen
Und in die Asche mit ihm ein!
Schon sank der Sonnenball, des Dämmerlichts Erblassen
Beleuchtete den Strom der hocherregten Massen,
Als unversehens Zwei mit Speeren in der Hand
Umgürtet mit dem Schwert, zwei Krieger, Fackeln zündend
Erschienen beim Gerüst, aus dem sich bald verkündend
Die Lohe schlug zu hellem Brand.
Da warfen ungesäumt die Nächsten im Gewühle
Ins Feuer was es gab, und Jeder im Gefühle,
Wie viel mit ihm dahin; es weihten dem Verlust
Die Frauen ihren Schmuck, die Krieger ihre Waffen,
Man riß sich, um der Gluth noch Nahrung zu verschaffen,
Die Kleider rasend von der Brust.
Die Dioskuren seht! sind vom Olymp gekommen,
Sie haben ihn, den Gott zu sich hinaufgenommen,
Rief jauchzender das Volk, indeß im Schutz der Nacht
Der Freiheit Freunde, kühn sich fassend, mit den Letzten
Der alten Republick das Kapitol besetzten,
Und sich bereiteten zur Schlacht.
Der hagre Cassius sprach, indem er hielt die Wache:
Es lechzt nach unserm Blut, es lechzt das Volk nach Rache,
Hörst du's? - Und Brutus hört's und greift nach seinem Schwert;
Da hält ihn Cassius. Auf dich nicht, ruft er, zücke,
Auf dich nicht diesen Stahl, scheint gleich, verwöhnt vom Glücke,
Die Welt noch unserer That nicht werth.
Er sprach's und wies den Freund aufs ferne Marsfeld nieder.
Der Scheiterhauf' erlosch, es klangen Trauerlieder;
Man hörte Syriens, Numidiens Gebet,
Des Griechen Lied, und das des Kelten, rauh und gellend.
Am Himmel aber stieg, einsam die Nacht erhellend,
Empor ein strahlender Komet.
Hermann
von Lingg . 1820 - 1905
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