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Schlußsteine
162 Bücher



Hermann von Lingg
Schlußsteine . 1. Auflage 1878



Kränzewinderin

Ich hab vor einem Blumenstand
Gar oft dem Mädchen zugeschaut,
Das drinnen mit geschickter Hand,
Für jeden Ball, für jede Braut,
Daß Schönheit schöner noch erglänze,
Die Sträuße band und wand die Kränze.

Wie staunt' ich, als ich heut hinein
Ins Zimmer, wo sie schaffte, sah!
Die Blumen lagen nun allein,
Die Künstlerin war nimmer da.
"Gestorben und hinausgetragen
Ins Grab" hört' ich die Leute sagen.

So hatte denn die Maid für sich
Von allen Rosen aufgespart
Die weiße, der sie selber glich;
So lieblich war sie, bleich und zart.
Nun werden Sarg und Trauerwagen
Den letzten ihrer Kränze tragen.

Begleitet, Mädchen, sie zu Grab,
Betrauert, junge Frauen, sie,
Und streuet Blumen ihr hinab,
Denn sie war eure Poesie;
Sie, die euch Allen Schmuck gegeben,
Ging fremd, verwaist und arm durchs Leben.


  Hermann von Lingg . 1820 - 1905






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