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Hermann von Lingg
Schlußsteine
. 1. Auflage 1878
Lied des Betrunkenen
Ich hab' getrunken,
Mir scheint, zu viel,
Ich bin gesunken,
Ich glaub, ich fiel!
Ich fiel im Gehen,
Die Axe wich,
Ich will nun stehen,
Begleitet mich!
Sehr viele gingen
Und sind noch dort -
Ich höre singen,
Wer geht schon fort?
Den Mantelkragen
Von Schnee bestäubt,
Um mich geschlagen,
Und ach, betäubt!
So schreit' ich wachend
Einher mit mir,
Und oben lachend
Des Mondes Zier.
Ach ja, ich bliebe
Oft gern zu Haus,
Doch diese Liebe ....
Hier sprech ich's aus:
Der Grund des Grundes
Der Leidenschaft
Ist ihres Mundes
Anziehungskraft.
Wenn eigenhändig
Sie mir kredenzt,
Sie, die vollständig
Mein Ich ergänzt.
Wenn sie mir lächelt
Und hold genug
Vorüber fächelt
Im Lockenflug,
Dann trink ich mich tiefer
Und tiefer hin,
Bis ich stets schiefer
Im Winkel bin.
Doch nur kein Zweifel!
Wo bin ich jetzt?
Man hat mich, beim Teufel!
Aufs Land versetzt.
Dort bellen Hunde -
Zum Mond, wie's scheint,
Es ist die Stunde,
Wo Tristan weint.
Und kein Wegweiser,
So weit ich seh'!
Ich schrei mich heiser ...
In nichts als Schnee.
Das sollt' ein strenger
Amtsrichter sehn,
Das würde länger
So nicht bestehn.
Was hilft das Fluchen!
Ich will dafür
Im Rechteck suchen
Die Mittelthür.
Verwünschte Stiege!
Verwünschtes Brett!
Triumph! Ich siege,
Bringt mich zu Bett!
Hermann
von Lingg . 1820 - 1905
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