Rosamunde

Lüfte bewegen kaum
    Den schweren Saum
Am Vorhang von Damast
Im dunklen, schweigenden Palast.

"Männer in Eisentracht
    Halten dir Wacht,
Herrin! du ruhst beschirmt
Vor Allem, was hier außen stürmt.

Aber kein Menschenarm
    Schützt so warm,
Deckt dich vor Leiden zu!
Im Herzen einsam zitterst du!

Mitten im Marmorsaal
    Lauert Qual,
Nieder am Sammtgewand
Streift schaurig eine Geisterhand.

Blicke Verstorbner schau'n,
    Thränen thau'n
Aus Bild, Gesims und Schrein
Schwermüthig über dich herein."

Schön, und die Königin!
    Immerhin -
Bist doch ein Weib nur, und bangst
In Lebensqual und Todesangst.


  Hermann von Lingg . 1820 - 1905

Expressionisten
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