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Hermann von Lingg
Schlußsteine
. 1. Auflage 1878
Waldeinsamkeit
1.
Röthlich schimmern durchs Tannengrün
Ragende Stämme der Föhren;
Fern die Berge, die duftigen, glühn,
In den Lüften läßt sich hören
Eines Falken heller Schrei,
Und summende Bienen schwärmen vorbei.
Horch, was donnert und stört den Traum
In der Friedensstille mitten?
Es fiel des Waldes höchster Baum,
Die Axt hat ihn durchschnitten -
Drüben aber am Bergeshang
Da schallt des Hirten froher Gesang.
2.
Es schaut die Traumwelt dieses Blumenreichs
Im Spiegel sich der zauberhaften Tiefe,
Und zu den Lilien dämmert dieses Teichs
Was oben blüht, als ob es unten schliefe.
Das Murmeln eines Quells, und schläfrig nur,
Begleitet als die Stimme der Natur
Den Stunden gleich, die einsam hier verrinnen -
Dies ganz in sich verlorne Sein und Sinnen.
Hermann
von Lingg . 1820 - 1905
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