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Rudolf Presber
Aus
Traum und Tanz . 1. Auflage 1908
Das Gesindel an der Arbeit
Der Ix sagt es dem Ypsilon
Um Mitternacht beim Biere,
Der Zett - im Halbschlaf - hört davon
Und bringt es zu Papiere;
Und als er turkelnd heimkehrt dann,
Besiegt von mancher Flasche,
Fällt es dem braven deutschen Mann
Aus seiner schmier'gen Tasche.
Ein Bummler hebt beim Morgenrot
Den Zettel auf im stillen
Aus einem Häufchen Pferdekot -
Nun kann er was "enthüllen".
Auf einer Hintertreppe hat's
(Man sieht so kurz sich leider)
Erzählt die Köchin ihrem Schatz,
Dem Hühneraugenschneider;
Der hat es - ziemlich ungenau -
In heißem Redeschwalle
Berichtet der Radieschenfrau
"Stand sieben" in der Halle.
Und diese Dame, rund und hold
In ihres Fleisches Masse,
Erzählt's dem Vetter Trunkenbold,
Der brüllt es durch die Gasse.
Ein Messerputzer (Halbidiot)
Aus Dalldorf jüngst gekommen,
Hat's von der Muhme vor dem Tod
Auf Ehrenwort vernommen.
Die Muhme wußt' es ganz genau
Und kann sich gründlich äußern,
Weil ihre Tante Scheuerfrau
In vielen guten Häusern.
Ein Mann von echtem Korn und Schrot,
Will stets der Wahrheit dienen -
Im Messerputzer (Halbidiot)
Ist solch ein Mann erschienen.
O Freund, du bringst es vorwärts und
Du giltst in deinen Kreisen;
So hör's: du bist ein Schweinehund -
Das werd' ich dir beweisen!
Es tuschelt' Ix und Ypsilon
Von so was hinterm Glase,
Der Messerputzer weiß es von
Der Muhme und der Base.
Ein Bummler fand's im Straßenkot
Auf einem dreck'gen Zettel ...
Nun geh, mein Freund, und schieß dich tot -
Dein Lebensrest wär' Bettel!
Was denn? Du lachst mir ins Gesicht?
Was soll denn das bedeuten?
Hast du denn keine Achtung nicht
Vor all den braven Leuten?
Sie zerren dich aus deinem Haus
Und wenden dir die Taschen
Und ziehen dir die Kleider aus:
Ob du dich auch gewaschen.
Und spucken dir, mein lieber Sohn,
An die geehrte Neese
Und sagen schließlich dann: "Pardon,
Wir meinten's nicht so böse!"
Rudolf
Presber . 1868 - 1935
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