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Rudolf Presber
Aus
Traum und Tanz . 1. Auflage 1908
Es gleißt und funkelt aus toten Tagen...
Es gleißt und funkelt aus toten Tagen -
Viel Könige haben Kronen getragen;
Viel Ritter kämpften um Ehr' und Gut,
Von schartigen Schwertern tropfte das Blut.
Und hinter dem Sieger, waffenschwer,
Ging Körner streuend der Sämann her.
Der Sommer segnete Tal um Tal -
Der Tod hat's geerntet ... Es war einmal.
Viel Schläfer liegen wohl längs der Straßen,
Unter den Steinen, unter dem Rasen;
Und könntst du sie wecken, nach Kron' und Schwert
Hätt' nimmer ihr suchender Blick begehrt.
Nur nach der Rosen heißduftendem Strauß
Die zitternden Hände streckten sie aus.
Ihr Blüten der Lust mit den Dornen der Qual,
Ihr Rosen der Liebe ... Es war einmal.
Und hast du gelegen in güldener Wiege,
Du erbst deiner Väter Länder und Siege;
Doch Krone und Kette und Schwert und Geschmeid'
Bringen einst deinem Enkel noch Lust und Leid.
Ein Glück nur, ein einziges blüht dir allein:
Die Rose der Liebe, der Sommer ist dein.
Und trauert der Winter einst kalt und kahl,
Noch träumt's durch die Seele: Es war einmal!
Der Prunk und die Macht und viel goldene Lügen,
Sie geben der Sehnsucht kein dauernd Genügen;
Sie machen die frierende Brust nicht warm,
Im wallenden Purpur das Herz bleibt arm.
Du hast sie entliehen, du gibst sie zurück,
Die Liebe nur baut dir ein Menschenglück,
Auf Bergen die Schlösser, die Hüttchen im Tal,
Sie wissen's und künden's: Es war einmal...
Rudolf
Presber . 1868 - 1935
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