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Rudolf Presber
Aus
Traum und Tanz . 1. Auflage 1908
Kinderliebe
Rings in Abendrot getaucht
Müde Wellen auf dem Sunde;
Und der ganze Garten haucht
Heißen Duft der Dämmerstunde.
Eines träumenden Gesells
Leise Geige singt vom Strande.
An dem Springbrunn des Hotels
Spielt ein kleiner Bub im Sande.
Und verstohlne Augen schaun
Nach den Fenstern, nach den Treppen ...
Jetzt - Gelächter junger Fraun
Und ein Rauschen seidner Schleppen.
Eine allen weit voran
Ruft im Tone frohen Scherzens:
"Wartest wieder, kleiner Mann,
Auf die Dame deines Herzens?"
Und sie winkt das Bübchen her,
Klopft ihm lachend heiße Wangen:
"Bubi, Elschen kommt nicht mehr,
Elschen ist zur Ruh' gegangen ..."
Wie das Wort mich seltsam trifft,
Gleich als ob's ein Schicksal künde
Und mit roter Flammenschrift
Dort in weißen Wolken stünde.
Und mein Herz gemahnt: ich hab's
Dir bewahrt im heil'gen Schreine.
Eines schmalen Kindergrabs
Muß ich denken, fern am Rheine.
Eines Tages, da im Kies,
Bei den Puppen, bei den Pferden
Mich die Kleine warten ließ
Und es wollte Abend werden.
Und die liebe Mutter schlich
Zu der Laube, blaß und müde;
Und es war, als ob sie mich
Küssend vor Gefahr behüte.
Und es war, als könnt' sie schaun
Einen Feind, der mich umflügle;
Und es war, als ob ein Graun
Eisig ihre Lippen siegle.
Eine Träne hell und schwer
Hat in ihrem Aug' gehangen:
"Bubi, Elschen kommt nicht mehr,
Elschen ist zur Ruh' gegangen."
Rudolf
Presber . 1868 - 1935
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