Gedichte.eu Impressum    

Gedichte, Lyrik, Poesie

Aus Traum und Tanz
162 Bücher



Rudolf Presber
Aus Traum und Tanz . 1. Auflage 1908



Madame - -

So mancher Frechdachs, manche Base
Schwur mir, ein Dirnchen sei das Glück;
Es fände sich auf jeder Straße
Und hätte einen kecken Blick.

Den Guten möcht' es provozieren,
Doch nur der Mut'ge fing es ein;
Und hätte gräßliche Manieren,
Und treulos sei es obendrein.

Ich hab' gesucht es manche Stunde
Und wollt' es locken: Sei mein Schatz!
Hab's auf der Leipz'ger nicht gefunden
Und traf es nie am Dönhoffplatz.

Doch gestern, als ich just mit Helden
Vergangner Zeit beschäftigt war,
Ließ sich mir eine Dame melden
Mit chiffoniertem blondem Haar.

Rivieraveilchen an der Taille,
Im grünen Herbstkleid die Figur,
Die schöner nimmer zu Versailles
Des Königs Ludwig Arm umfuhr.

Am Panama die Reiherfeder,
Am Gürtel silbernen Beschlag,
Auf dem in grauem Dänenleder
Ein wunderschlankes Händchen lag.

Und ihrer Stimme Wohllaut nippte
Wie Frankensekt mein durstig Ohr -
So was bringt keine Manuskripte
Und liest auch keine Dramen vor!

"Ich bin vorbeigegangen nämlich,
Da sah ich grade Licht bei dir,"
(Nanu sie duzt mich, dacht' ich dämlich)
"Da glaubt' ich - - - reizend wohnst du hier!

"Ich glaubte, so 'ne kleine Feier
Macht Freude dir gewiß zu zwein -
Ach, hilf mir mal - der dumme Schleier! -
Du hast doch, hoff' ich, Kakes zum Wein?

"Du stehst so steif wie auf der Bühne?
Ach so, ich kenn' den Forscherblick -"
- Ein Knicks - " Madame la Fortune
Im Deutschen sächlich grob: das Glück.

"Nun komm, verwinde deinen Schrecken,
Kurz ist der Abend, lang die Nacht -
Und laß uns rasch das Tischchen decken;
Den Nachtisch hab' ich mitgebracht.

"Ein Spiel, das richtig abgekartet,
Spiel' ich nicht mit, weil's mir nicht paßt,
Doch da, wo man mich nicht erwartet,
Lad' ich mich selber gern zu Gast.

"Derweil mich draußen tausend suchen,
Die schmutz'ge Gasse auf und ab,
Stipp' ich bei dir hier kleine Kuchen
In den Tokaier - - beiß mal ab.

"Vor vielen hab' ich dich erlesen,
Für heut und bin ein Stündchen dein;
Bloß - sag nicht, daß ich dagewesen,
Sonst wirft man dir die Fenster ein!"


  Rudolf Presber . 1868 - 1935






Gedicht: Madame - -

Expressionisten
Dichter abc


Presber
Media in vita
Dreiklang
Spuren im Sande
Aus Traum und Tanz
Und all' die Kränze ...
Aus zwei Seelen

Intern
Fehler melden!

Internet
Literatur und Kultur
Autorenseiten
Internet





Partnerlinks: Internet


Gedichte.eu - copyright © 2008 - 2009, camo & pfeiffer

Madame - -, Rudolf Presber