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Rudolf Presber
Aus
Traum und Tanz . 1. Auflage 1908
Nun rankt am Zaun ...
Nun rankt am Zaun die dunklen Beeren
Des Herbstes blasse Gärtnerhand;
Die Krähe flügelt schon mit schweren,
Tiefschwarzen Schwingen übers Land.
Der Bauer lenkt durch dunkle Schollen,
Die Hand am Pfluge, sein Gespann;
Das Echo wirft wie Donnergrollen
Der Jäger Schüsse aus dem Tann.
Und Blatt um Blatt im Winde schaukelt,
Das goldig-stolz am Baume hing;
Und über stille Astern gaukelt
Ein todvergeßner Schmetterling.
Das ist der Tag der Herbstzeitlose,
Der kühl aus gold'nen Schalen quillt,
Da tief sich in dem dunklen Moose
Vor flinken Hunden duckt das Wild.
Da Lieb' und Freude geht zur Neige,
Die Welt den heißen Frühling büßt,
Und leis nur eine späte Geige
Von der entlaubten Linde grüßt;
Da rauh mit ernster Wintermahnung
Ein Sturm durch bunte Lauben fegt
Und des Entbehrens herbe Ahnung
Sich fröstelnd auf die Herzen legt ...
O, schütze mich in diesen Tagen,
Gräbst du der letzten Rosen Grab,
Vor frühem kleinlichem Verzagen,
Mein Gott, der uns den Frühling gab.
Zerstör mir nicht die zarten Blüten
In meines Herzens treuem Schrein;
Und all für deiner Stürme Wüten
Laß meine Brust das Bollwerk sein.
Und freu dich, wenn die Nebel schwanken,
Daß, ein lebendiges Gebet,
Ein Mensch mit seinen Lenzgedanken
Durch deiner Schöpfung Sterben geht ...
Rudolf
Presber . 1868 - 1935
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