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Rudolf Presber
Aus
Traum und Tanz . 1. Auflage 1908
Ostersonntag
Das fliegt jetzt aus den Himmeln
Wie eitel Gold und Glast;
Kreischende Spatzen wimmeln
Und tummeln sich am Ast;
Das treibt so grün und saftig
Am wilden Weine schon;
Hemdsärmlig sitzt wahrhaftig -
Der Nachbar am Balkon.
Mit blühenden Rosenstöcken
Ein Bauer fährt im Schritt,
Mädels mit wehenden Röcken
Gehn, Korb am Arme, mit.
Zwei rauchende Matrosen,
Im prallen Sonnenschein
Die blitzblank weißen Hosen,
Ziehn schmunzelnd hinterdrein.
Kinder in weißen Schürzen
Sehn bunte Eier an;
Die Osterlust zu würzen
Spielt dort ein Leiermann.
Ein Mops in faulem Liegen
Knurrt giftig und empört
Und schnappt nach ersten Fliegen,
Die seinen Schlaf gestört.
Die blonde Jungfer drüben
Hör' ich die ganze Zeit
Schon Händels Largo üben -
Die Fenster klaffen weit.
Ich seh' die Kleine sitzen,
So sittsam am Klavier,
Die Schelmenaugen blitzen,
Und heimlich nickt sie mir ...
Das ist der Frühlingssegen
Voll Lieb und Kinderwahn,
Da Hasen Eier legen,
Biskuit und Marzipan;
Da Blütenknospen springen
Und Lippen auch im Kuß,
Und so ein Dichter singen
Und immer singen muß.
Rudolf
Presber . 1868 - 1935
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