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Rudolf Presber
Aus
Traum und Tanz . 1. Auflage 1908
Rosen
Stand auf der Straße ein blasses Kind,
Dünne Zöpfchen flatternd im Wind,
Flatternd im Wind ein ärmliches Kleid,
Schwer um die Augen die Müdigkeit.
Und aus den Händen, von Dornen geritzt,
Heiß und rot mir der Frühling blitzt -
"Rosen, Herr, frische Rosen!"
Und in das Büschel, windverwirrt,
Hat sich die seltene Knospe verirrt.
Sah sie nicht mehr seit jenem Tag,
Da sie im Schoße der Liebsten lag:
Da ihr zartes, samtenes Blatt
Seltene Perlen getrunken hat ...
"Rosen, Herr, frische Rosen!"
Jene Rose blühte nicht auf -
Abschiedstränen fielen darauf.
Mit Lächeln gezogen, mit Zähren gepflückt,
Hat sie den jungen Schmerz geschmückt.
Windverweht ein Kuß und ein Flehn -
Habe die beiden nie mehr gesehn ...
"Rosen, Herr, frische Rosen!"
Kleine, behalte das Silberstück;
Sieh! ich kaufe ein totes Glück.
Knospenatem, so müd und so schwer,
Grüßt vom Grab einer Jugend her.
Kleine, so arm an Hoffnung und Blut,
Weißt du, wie weh mir dein Stimmchen tut?
"Rosen, Herr, frische Rosen!"
Rudolf
Presber . 1868 - 1935
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