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Rudolf Presber
Aus
Traum und Tanz . 1. Auflage 1908
Skunk
Nordamerikanisch-mitteleuropäische
Ballade
'ne Historie, seltsam zu erleben,
Die bericht' ich ohne Schmuck und Putz.
Wie sie sich wahrhaftig hat begeben
In der größten Stadt Connecticuts.
Also: Viele saßen im Theater,
Auf der Bühne spielte man was vor.
Sozusagen wie ein Heldenvater
Seiner Töchter niedlichste verlor.
Dieses hübsche Fräulein hatte nämlich
Sich in einen wilden Kerl vergafft;
Sie war sechzehnjährig, blond und dämlich,
Und der Partner war voll Leidenschaft.
Und der Mensch trat nicht, wie sich's gebührte,
Vor den Vater werbend hin geschwind;
Nein, der freche Bursche ignorierte
Ganz den Alten und verführt' sein Kind.
Zeigt den Vater mir, dem dies gefiele!
Drum er reist dem schlimmen Burschen nach.
Zu New York, im Bristol, in der Diele
War es, wo man heft'ge Worte sprach.
So weit war die Handlung grad' geschehen,
Als zwei Damen im Orchester schrien;
Weil - wie das im Stück nicht vorgesehen -
Plötzlich auf der Bühn' ein Skunk erschien.
Dieses Tier ist äußerst widerwärtig,
Jede Stimmung geht dadurch kaput.
Es erscheint und stinkt, und es ist fertig.
Dieses weiß man in Connecticut.
Kaum daß er ins Rampenlicht gekommen,
In der Bühne wenig echten Prunk,
Hat sich äußerst widerlich benommen
Dieser jetzt von mir erwähnte Skunk.
Denn er spritzt' aus den bekannten Drüsen
Eine Flüssigkeit in das Parkett,
Welche man mit Nelkenöl und süßen
Rosendüften kaum verwechselt hätt'.
So geschehen, hat er sich verkrochen -
Möglich, daß es Scham war hinterher.
Die Komödie blieb unterbrochen -
Publikum und Stimmung kam nicht mehr ...
Hier zu Lande kann kein Skunk beglücken
Durch Besuch der Tragik schönes Haus;
Hier zu Lande geht von manchen Stücken
Der Gestank von ganz alleine aus.
Ehe noch der Vorhang sich erhoben,
Duftet von der Bühne schon der Schmutz - -
Darum laßt uns tadeln nicht noch loben
Jenes Mißgeschick Connecticuts.
Rudolf
Presber . 1868 - 1935
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