Gedichte.eu Impressum    

Gedichte, Lyrik, Poesie

Aus Traum und Tanz
162 Bücher



Rudolf Presber
Aus Traum und Tanz . 1. Auflage 1908



Tänze

Die Duncan schritt im Griechengewand
In grellem Rampenscheine,
Um weiße Stirn das goldne Band
Und nackt die schlanken Beine.
Die Augen blau, das Lächeln mild,
Halb Wachsfigur, halb Vasenbild,
Ein bißchen berechnet, ein bißchen kalt -
Jetzt wohnt die Griechin im Grunewald.

Die Saharet fuhr wie der Wirbelwind
Durch Sommerblumen und Gräser;
Die alten Herren guckten sich blind,
In zitternden Händen die Gläser.
Sie warf das Bein, sie wippte den Schuh,
Sie spitzte das Zünglein und nickte uns zu,
Sie zeigte das und sie zeigte dies -
Jetzt hat sie ein hübsches Hotel in Paris.

Es kam die Otéro zu spanischem Spiel
Und hat sich gedreht und gewendet,
Man war voller Neugier und sah nicht viel -
So haben die Steine geblendet.
Brilläntchen hier und Brilläntchen dort,
Am Busen und Hals und unmöglichen Ort;
Und Brauen so schwarz und ein Blitz drunter her -
Sie hat in Trouville jetzt 'ne Villa am Meer.

Es kam auch die Cléo, das Haar übers Ohr,
In echten Brüsseler Spitzen.
Sie glitt wie ein Nönnchen im geistlichen Chor,
Mit dem scheuen Blick der Novizen.
Sie tat so keusch und sie tat so jung
Und ist doch schon - - hoppla, welch neckischer Sprung!
Viel Beifall hat ihre Füßchen belohnt -
Ein lustiger König, der weiß, wo sie wohnt.

Und jetzt tanzt die Allan, so schlank und so fein,
Als stiege sie Tempelstufen;
Und tanzt uns Chopin und Rubinstein
Und Salome - unberufen!
Ein Weib in der Linie, im Lächeln ein Kind,
Die Hände, wie Schmetterlinge im Wind.
Und kommt der Frühling und schmilzt der Schnee -
Dann hat sie ihr Schlößchen am Comer See.

... Sie tanzen dahin, und sie tanzen vorbei -
Mein Herz bleibt still und verschwiegen,
Ich sehe der Jugend sonnigen Mai
Vor träumenden Augen liegen.
Ein Mädchenblüschen von Tarlatan,
Ein Groschenbukett von Veilchen daran,
Die wilden Locken im blauen Band -
"Grande chaine!" - ich fasse die junge Hand.

Verwehte Liebe, dir gilt mein Gruß,
Dir, Fürstin verrauschter Feten;
Wie hast du mir oft mit dem zierlichen Fuß
Auf meinen zur Polka getreten.
Du warst gewiß nicht, was man so nennt,
Ein Tanzgenie, ein Walzertalent;
Selbst zur Quadrille nur mäßig begabt -
Ach, Kleine, ich hab' dich so lieb gehabt!

Otéro und Cléo, die sagen mir nichts
Mit ihren geschminkten Wangen;
Ich habe sie nie in verliebten Gedichts
Goldglitzernden Maschen gefangen.
Doch hör' ich den alten Walzer von Strauß,
Dann füllt sich mit Lichtern ein Bürgerhaus,
Dann seh' ich ein Blüschen von Tarlatan
Und ein Groschensträußchen von Veilchen daran.

Dann ist's, als ob ich den zarten Duft
Noch schlürfe aus blonden Haaren.
Es liegt ein Klingen in heißer Luft
Von köstlichen, seligen Jahren.
Wir tanzen Walzer, ich und du,
Und reden so dämliche Dinge dazu.
Der Mutter Blick droht fürchterlich -
Verlorene Jugend, ich grüße dich!


  Rudolf Presber . 1868 - 1935






Gedicht: Tänze

Expressionisten
Dichter abc


Presber
Media in vita
Dreiklang
Spuren im Sande
Aus Traum und Tanz
Und all' die Kränze ...
Aus zwei Seelen

Intern
Fehler melden!

Internet
Literatur und Kultur
Autorenseiten
Internet





Partnerlinks: Internet


Gedichte.eu - copyright © 2008 - 2009, camo & pfeiffer

Tänze, Rudolf Presber