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Rudolf Presber
Aus
zwei Seelen . 1. Auflage 1914
Abschied
Freilich, ja, so wird das enden,
Alle Tanten wissen's schon:
Ach, zu Liebesabstinenten
Macht uns reicher Jahre Fron.
Und wir scheuchen wie Gespenster,
Was von Markt und Gassen klingt;
Mürrisch schließen wir die Fenster,
Wenn im Busch der Sprosser singt.
Müd vom Reigen,
Singen, Geigen
Ward uns der beschwerte Sinn.
Nacht bringt Friede -
Ganz solide
Schlendert man an Mauern hin.
Aber eh' wir uns entwöhnen
Froher Feste sonder Dank,
Reicht die Schönste aller Schönen
Einmal noch den Taumeltrank.
Und zum Kummer biedrer Sippen,
Die mit unserm Lenz gegrollt,
Pressen wir die durst'gen Lippen
An der Schale lautres Gold -
Einmal trinken
Und versinken
In ein Meer, das Wonnen trug!
Gute Lehren:
Zu entbehren
Kommen morgen früh genug.
Schöne Frau, mit letzter Spende
In des Abends früher Glut,
Dankbar küss' ich deine Hände,
Drin die Wunderschale ruht.
Was wir sollen, was wir dürfen,
Lehr' ein andrer Weggenoß';
Lass' geschlossnen Augs mich schlürfen,
Was ich, ach, so oft vergoß -
Fort die Zeugen!
Tiefes Beugen
Meinem müden Rücken frommt,
Weil mir keine
Mit dem Weine
Mehr, wie du, entgegenkommt ...
Rudolf
Presber . 1868 - 1935
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