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Rudolf Presber
Aus
zwei Seelen . 1. Auflage 1914
Blumentag
Aus dem Lande voller Blumen
Tat ich- pflichtgedrängt - den Sprung;
Seufzend zehr' ich von den Krumen
Dankbarer Erinnerung
An des Südens beispiellosen
Reichtum, schenkend immerdar,
Bis der Tag mir voller Rosen
Und die Nacht voll Düfte war.
Als ich, brav mich zu erheitern,
Heim'sche Wege wollte gehn,
Sah ich da in weißen Kleidern
Frische, blonde Mädels stehn.
Ihre jungen Herzen pochten
Roten Schimmer unters Haar;
Körbchen, klein und bastgeflochten,
Boten sie dem Wandrer dar.
Ihre Augen lachten Bitten,
Ihre Stimme war nicht stark:
"Herr, zum Tag der Margueriten
Kauft ein Blümchen ... Eine Mark."
Pflaumenweich ward mein Gemüte,
All sein Edelsinn geweckt,
Bis die erste Strahlenblüte
Leuchtend mir im Knopfloch steckt.
Bittgefecht und Augenfeuer -
Wer will solchen Kampf bestehn?
Gott, ist unser Frühling teuer,
Dacht' ich so im Weitergehn.
Dies geschieht nun in den frühen
Junitagen! Warte bloß:
Wenn die Rosen nächstens blühen,
Geht die Sache wieder los...
Und ich hör' Vergrämte schelten,
Geizgeschwollen, kummervoll;
Und sie lassen es nicht gelten,
Daß die Blume betteln soll;
Und daß gut erzogne Damen
So man auf die Straße läßt;
Und sie stellten ihre Namen
Gern durch einen Schutzmann fest.
Nein, ich bleibe guter Dinge.
Bringt nur Blumen, taugetauft!
Ach, ich hab' für Silberlinge
Mir schon schlimmres Zeug gekauft.
Gruß aus meiner Jugend Haage
Haucht mir jeder Frühlingssproß,
Da ich blütenreich die Tage
Sorglos ganz umsonst genoß.
Rudolf
Presber . 1868 - 1935
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