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Rudolf Presber
Aus
zwei Seelen . 1. Auflage 1914
Coeurdame
Ob auch ein Teufel mich versuche?
Ach, jeden hab' ich schon gespürt!
Den einen nur vom grünen Tuche,
Der hat mich nimmermehr verführt.
Und ob mich Wein und Weiber narrten,
Ich kannte nie des Spielers Gier;
Ich sah in zweiunddreißig Karten
Gleichgültig nur: gemalt' Papier!
Langweilig war's mir, nachzuzählen,
Wieviele Carreaus noch im Spiel
Und abends mein Gehirn zu quälen:
Ob Treff jetzt oder Schippe fiel?
Im Sechsundsechzig selbst erlahmen
Fühlt ich nur allzubald die Hand,
Wenn sich nicht eine der vier Damen
Mir lächelnd in die Finger fand ...
Mir hat's noch nie in der Debatte
Das Herz geängstigt und entzückt,
Ob ein Baron drei Asse hatte,
Und ob ein Graf die Zehn gedrückt.
Von manchem Spiel klang nur der Name
Ans Ohr mir, blöd und lächerlich,
Doch fiel im Eifer - die Coeurdame,
Dann grüßt' ich und verbeugt' ich mich.
Ich lebe so von meinen Gaben,
Freu' mich bescheidenen Pläsiers;
Ob andere Millionen haben,
Du lieber Gott, wie wurscht ist mir's!
Mich bringt das Glück mit seinen Losen
Nicht himmelhoch, nicht auf den Hund -
Winters ein Buch, im Sommer Rosen,
Im Frühling einen Frauenmund!
Drum wirft's mich nimmer in die Grube
Und macht's mich nimmer lebenssatt,
Wenn Aß und König oder Bube
Beglückt den lieben Nachbar hat.
Doch klingt im Freundeskreis mein Name,
Wo Wert und Unwert wohl erkannt,
Ich fürcht', ich fürchte die Coeurdame
Wird immer wieder mitgenannt...
Rudolf
Presber . 1868 - 1935
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