Eins sei dein Trost

Du haderst, Freund, daß du in tausend Jahren
Die Augen längst für immer zugemacht;
Daß du nicht teil hast an dem Wunderbaren,
Das Menschenwitz sich prüfend ausgedacht;

Daß du den Ruhm nur ahnend vorgenossen,
Wie Zwergenlist die Elemente band,
Und daß dein Blick von tiefen Leitersprossen
Durchs Dunkel nicht der Wolkenhöhe fand;

Daß klüg're Kinder gnadenreich'rer Zeiten,
Von keinem Zweifel mehr das Herz benagt,
Sich dankbar freuen an Vollkommenheiten,
Wo unser Arm vergebens sich geplagt.

Eins sei dein Trost: sie mögen's besser haben,
Bedient von Kräften, die wir nur geahnt;
Sie mögen höher fliegen, tiefer graben
Auf Wegen, die ein reifres Hirn geplant;

Doch was die Erde zu der Enkel Frommen
In Zukunft auch an neuen Schätzen gibt,
Glaub: eine schön're Frau wird niemals kommen
Als die dein junges Herz zuerst geliebt!...


  Rudolf Presber . 1868 - 1935

Expressionisten
Dichter abc