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Aus zwei Seelen
162 Bücher



Rudolf Presber
Aus zwei Seelen . 1. Auflage 1914



Fridericus Rex

Wenn Kön'ge aus den Gräbern steigen
Aus ihres Prunksargs totem Glanz,
Dann tragen sie aus welken Zweigen
Um gelbe Knochenstirn den Kranz.
Und ihrer Zeit geheiligt Wunder,
Der Purpurmantel ihrer Macht,
Der schlottert als zerschlissner Plunder,
Zerfetzt, wie nach verlorner Schlacht.
Und Scheu in gelben Mumienzügen,
So huschen sie, wie angstbedrückt,
Als schämten sie sich all der Lügen,
Mit der das Leben sie geschmückt.

Und aufzuputzen ihrer Glorie
Zerfetztes altes Herrscherkleid,
Sind die Lakaien der Historie
Mit flinken Fingern schon bereit:
Zu edlem Gange wird das Hinken
Der Grabentstiegnen aufgelobt;
Mit feinstem Byzantinerschminken
Wird list'ge Fälscherkunst erprobt.
Edlen Gesteins verlorne Sterne,
Die werden noch zu guter Letzt
Zur list'gen Wirkung in die Ferne
Durch buntgeschliffnes Glas ersetzt ...

Doch die auf ihres Grabs Gehäusen
Ein arm' verwirrtes Häuflein, stehn,
Hab' einen ich, den Fritz von Preußen,
In Hoheit überragen sehn!
In seinen scharfen, klugen Zügen,
Im Feuer seines blauen Blicks
Nichts von der Mitwelt feilen Lügen,
Nichts von der Nachwelt falschen Tricks.
Die Stiefel weiß von harten Wegen,
So war es, daß er vor mir stund,
Blitzblank, wie einst, noch Stern und Degen,
Und leis ein Lächeln um den Mund.

Ein Leben, wie ein Ring geschlossen:
Zu Rheinsberg nach französ'schem Stil
Der Tollste unter den Genossen
Bei Zechgelag und Flötenspiel;
Und dann zu hohem Amt gerufen,
Das keinen müß'gen Träumer litt,
Ein Ernster, der des Thrones Stufen
Mit sicherm Fuß zum Sessel schritt;
Ein Tapfrer, der in großen Zeiten
Der Zukunft stolzes Banner trug,
Bei Hohenfriedberg und bei Leuthen
Des deutschen Geistes Schlachten schlug.

Ein Weiser, der zu Weggefährten
Sich Dichtkunst kürt und Musika,
Und der in Potsdams stillen Gärten
Der Ewigkeit ins Auge sah.
Der des getreulichsten Verwalters
Rechtschaffnen Preußenfleiß bewies,
Und der den Rest des Mittelalters
In der Museen Dunkel stieß.
Der, gütig unter klugen Tieren,
Der Menschheit doch ein Lächeln lieh,
Heimging zu seinen Grenadieren
Als Philosoph von Sanssouci ...

Das heißt mir: schreiten und entschweben!
Das sei gedankt ihm früh und spät.
Das heißt, ihr Herrn, ein Heldenleben:
Ein Mensch, wie wir - in Majestät.
Und wenn ich, reifrer Zeiten Zeuge
In Fritzens stolz erstarktem Land,
Mich nimmer jedem Popanz beuge,
Des Knochen Hermelin umspannt,
So steh ich, Dank auf stummem Munde,
In Potsdam heut vor einem Grab
Und denk: "Gesegnet sei die Stunde,
Die uns den Fritz von Preußen gab!"


  Rudolf Presber . 1868 - 1935






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