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Rudolf Presber
Aus
zwei Seelen . 1. Auflage 1914
Herbstspuk
Wo die Heiden schwärmten, tranken,
Fegt der Sturm das welke Laub.
Mit den heil'gen Tempeln sanken
Auch die Schenken in den Staub.
Schalen von des Lebens Festen
Blinken uns in Scherben an,
Wo der Goldsaft der gepreßten
Trauben durch die Trümmer rann.
Aber wenn im Mittagsschweigen
Sonne wirft ihr Goldgespinn,
Huscht es manchmal leis' und eigen
Durch geborst'ne Säulen hin.
Ein Gewisper und Geraune -
Munter, wie zum Winzerfest,
Springt der Bockfuß zott'ger Faune
Über Stein und Säulenrest.
Oben auf den Tempelstufen
Zeigt ein Nymphchen, nackt und glatt,
Was sie aus der Winzer Kufen
Heimlich sich gestohlen hat;
Neckt die Faune mit dem Raube,
Stachelt durstigen Begehr -
Ein volle, schwere Traube
Baumelt lüstern hin und her.
Durch des Herbstes Mittagsstille,
Über kahle Lande weit,
Dringt urplötzlich eine schrille
Menschenferne Lustigkeit.
Wo im Moder längst verkümmern
Menschenlust und Götterwahn,
Irgendwo aus Schutt und Trümmern,
Hört ihr's? - lacht der große Pan ...
Rudolf
Presber . 1868 - 1935
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