Im Schatten

Herbstlicht liegt auf den Matten,
Mit Goldlaub spielt der Wind -
Du aber stehst im Schatten,
Verzagt, mein süßes Kind.

Darfst zu gestehn nicht wagen,
Was du in Fülle gibst -
Darfst es der Welt nicht sagen,
Daß du den Wilden liebst ...

Und manchmal kommt die Stunde,
Da wird mir's heiß bewußt:
Da wein' ich ob der Wunde,
Die ich dir schlagen mußt'.

Da möcht' ich tief in Nebeln
Verschwinden deinem Blick;
Möcht' meine Wünsche knebeln
Und würgen all mein Glück.

Da möcht' in milden Sitten
Ich streicheln dir das Haar
Und dich in Demut bitten:
"Vergiß mich immerdar!

Mach's wie die leichten Damen
In dieser Erde Haus:
Verbrenne meinen Namen,
Und streu die Asche aus!" ...

Und manchmal denk' ich wieder:
Dich reut die Liebe nicht -
Die Flügel meiner Lieder,
Die tragen dich ins Licht!


  Rudolf Presber . 1868 - 1935

Expressionisten
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