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Rudolf Presber
Aus
zwei Seelen . 1. Auflage 1914
Oktober
Ernsten Buchen, schlanken Erlen
Kämmt der Wind die Äste aus,
Und des Regens Schimmerperlen
Wirft er pfeifend mir ans Haus.
Rot zu schwanker Flatterflamme
Glüht der wilde Wein gebauscht,
Der vom sturmgekappten Stamme
Meiner Fichten niederrauscht.
Und es ziehn in dunklen Heeren
Über Felder kahl und leer,
Krähen mit den schwarzen schweren
Flügeln von den Wäldern her.
Alle, so die Sonne preisen,
Südwärts längst gezogen sind;
Meiner Stare, meiner Meisen
Häuschen hängen leer im Wind.
Und es klingt vom Sturm und Regen
Durch die Welt der alte Ton -
Meine lyrischen Kollegen
Wissen schon ein Lied davon.
Und zu ihrem letzten Ruhen
Geben sie der Welt Geleit,
Und auf neuen Gummischuhen
Singen sie Vergänglichkeit.
Mich in Wehmut zu verstricken,
Ist die Zeit nicht gut gewählt,
Weil in meiner Liebsten Blicken
Alles Leid des Abschieds fehlt.
Weil dem herbstlichen Befehle
Nicht mein Blut gehorchen kann;
Und es sagt sich meine Seele
Ihren eignen Frühling an.
Ja, doch, ja, die Fichten biegen
Still ihr düst'res Fahnenband,
Und die bunten Sänger fliegen
In ein südlich Sonnenland.
Mögen andre weinend werben
Um der Erde großen Schmerz,
Sieh, in all dem bunten Sterben
Blüht mein Herz!
Rudolf
Presber . 1868 - 1935
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