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Aus zwei Seelen
162 Bücher



Rudolf Presber
Aus zwei Seelen . 1. Auflage 1914



Osterglocken

Nun trägt aus ferner Sphäre
Mit lindem Flügelwehn
Der Wind die Frühlingsmäre
Von frohem Auferstehn;
Und gibt auf Wolkenwegen
Den Glocken das Geleit,
Die nachts der Ostersegen
Im heil'gen Rom geweiht.

Und will zur Kirche locken
Mich Orgel nicht noch Chor,
Die kleinen Blütenglocken,
Die läuten's mir ins Ohr;
Wie sie im Winde wehen,
Ihr leises Stimmchen spricht:
Es gibt ein Auferstehen
Aus Nacht und Grab zum Licht!

Und säum' ich wohl ein Weilchen
In meines Gärtchens Ruh
Und nick' den ersten Veilchen
Und nick' dem Krokus zu;
Und grüß' nach liebem Brauche
Den dunklen Zaun entlang
Das erste Grün am Strauche,
Das aus den Hüllen sprang.

Und oben im Geäste,
Durch das der Himmel blaut,
Schau' ich, wie schon am Neste
Ein kleiner Vogel baut.
Er trägt auf lichten Schwingen
Sich Halm um Hälmchen her,
Wie bald wird er besingen
Des Maien Wiederkehr ...

Und ward längst für mich Blinden
Das letzte Bett behau'n -
Die Blumen stehn in Winden,
Die kleinen Vögel bau'n;
Und durch die neuen Zeiten
Wird, klüger als der Ahn,
Ein starker Enkel schreiten
Und tun, wie ich getan.

Und blüh'n die starken Bäume,
Die ich noch schwach gesehn,
Dann werden meine Träume
Die Stirne ihm umwehn;
Dann lebt, was lang schon ruhte,
In dem verjüngten Sinn,
Weil ich in seinem Blute
Und seinem Herzschlag bin!


  Rudolf Presber . 1868 - 1935






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