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Rudolf Presber
Dreiklang
. 1. Auflage 1904
Die selige Stunde
So laß uns jubelnd nicht zergliedern
Der sel'gen Stunde heil'gen Sinn;
Sei trunken du von meinen Liedern,
Wie ich's von deinen Augen bin!
Und zier dich nicht! Es ist vergebens.
Rings steht die Welt in Blütenzier,
Und an dem reichsten Quell des Lebens
Aus einem Becher trinken wir.
Wie weit wir wohl zusammen wandern?
Wer fragt's, wer sagt's! Der Tag erbleicht.
O dreimal selig, wer dem andern
Zuerst den goldnen Becher reicht!
Fern allen Neidern, allen Quälern,
Laß uns auf freien Höhen gehn,
Daß wir die Lichter in den Tälern
Wie einen Kranz von Fackeln sehn.
Die Erde flieht in tiefes Schweigen,
Bis uns der Himmel selber singt,
Und bis aus flücht'ger Geister Reigen
Ein Echo uns herüberklingt.
Und wenn uns dann in goldnen Flüssen
Des Mondes kühles Licht umspinnt,
Dann laß mich deine Augen küssen,
Die meiner Irrfahrt Sterne sind ...
Rudolf
Presber . 1868 - 1935
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