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Rudolf Presber
Dreiklang
. 1. Auflage 1904
Ruh aus, mein Freund -!
Ruh aus, mein Freund! Der Tag war heiß",
Hör' ich geliebte Stimmen sprechen.
"Von deinen Schläfen sickert Schweiß
Durchs Bartgelock in kleinen Bächen.
Schau dort der Sonne Abschiedsschein
Auf weißen Küstenstädtchen liegen.
Laß gut sein. Hol die Segel ein,
In die sich müde Winde schmiegen.
Ein Lichtchen aus umranktem Haus
Blitzt fernher. Fühl die Liebe warten
Und wirf die Anker dankbar aus -
Dann übern Strand und durch den Garten...
Und wenn auf deinen jungen Mund
Sich dort zwei weiche Lippen pressen,
Magst du die Fahrt auf schwankem Grund
Und sollst du Kampf und Sturm vergessen."
Gemach, ihr Guten! Nicht gegeizt
Hab' ich nach Indiens Gold und Ehren.
Ihr wart's, die mich aufs Meer gereizt;
Sollt nun die Fahrt mir nicht beschweren!
Ich steh' am Steuer meines Schiffs.
Die Hände weg! So laßt mich fahren.
Im blauen Schatten jenes Riffs
Erspäh' ich kreuzende Korsaren.
Noch liegt mir Sturmmusik im Sinn -
Mein Fahrzeug sucht noch keinen Hafen.
Und wenn ich erst gestorben bin,
Denk' ich mich tüchtig auszuschlafen!
Rudolf
Presber . 1868 - 1935
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