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Rudolf Presber
Und
all' die Kränze ... . 1. Auflage 1911
Den Müttern
Ich will die Helden nicht verkleinern,
Die Sieg erkämpfend untergehn
Und auf den Märkten starr und steinern
Als Denkmal ihrer Größe stehn;
Die in des Lebens Morgenfrühen
Vollendet schon den steilen Gang
Und künft'ge Jugend noch durchglühen
Mit ihrer Taten Bild und Sang.
Doch schau' ich - selbst die Hand am Zügel,
Vom Kampf und Fechten noch beglückt -
Wie eine Mutter frischen Hügel
Mit dankbar stillem Lächeln schmückt,
So nehm' ich fromm den Helm vom Haupte,
- Wie fern verklingt der Lärm der Schlacht! -
Und was ich jemals hofft' und glaubte,
Scheint mir vollendet und vollbracht.
Hier schmückt mit jungem Frühlingstriebe,
Klaglos und aller Selbstsucht bar,
Die große reine Himmelsliebe
Das Einz'ge, was ihr teuer war.
Hier übt in letzten Mutterpflichten
Ein einsam Herz, das nie vergißt,
Der Armut freudiges Verzichten,
Das stolzer als Erobern ist.
Hier beben Lippen ohne Grollen:
"Ruh aus, du Blut von meinem Blut;
Des Menschen Himmel ist sein Wollen,
Du hast gewollt - so war es gut!"
Der Menschheit edelstes Geschmeide,
Im Aug' die Träne blinkt und spricht:
"Du gingst in Frieden und ich leide -
Doch stör' es deinen Frieden nicht!"
Gepriesen die, die Schwerter tragen
Und deren Helmbusch weht und loht;
Gepriesen auch, die still entsagen
Und überwinden selbst den Tod!
Gepriesen du, mit tausend Schmerzen
Des schweigenden Verzichts bezahlt,
Kleinod der echten Mutterherzen,
Das alle Kronen überstrahlt!
Ihr aber, die ihr glücklos fechtet,
Und denen Mut und Kraft gebricht,
Bespeit das Leben und entrechtet
Den höchsten Stolz der Menschheit nicht!
Eh' ewig euch die Nacht umschattet,
Bezwingt des Ekels letzten Hohn;
Vergeßt nicht, daß ihr Mütter hattet,
Die edler waren als der Sohn!
Rudolf
Presber . 1868 - 1935
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