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Und all' die Kränze ...
162 Bücher



Rudolf Presber
Und all' die Kränze ... . 1. Auflage 1911



Don Perignon

Ach Zeiten kommen, Zeiten gehen,
Und jede krönt, was ihr gefällt.
Man sieht so manches Denkmal stehen
In dieser marmorreichen Welt.
Unleserliche Zeichen loben
Am Sockel, was der Mann getan.
Man fragt: "Wer ist der Herr da oben?"
Und sieht sich rings die Putten an.
Ein Eingebor'ner preist das Gute,
Das diesem Geist zu danken sei,
Man nickt und greift nach seinem Hute
"Aha" - "So, so" - und geht vorbei.

Zuweilen hat sich's auch erwiesen,
Wenn einem solches Bild beschert:
Kompatrioten haben diesen
Unsterblichen zu früh geehrt.
Man kann's in guten Büchern lesen
(Die Kenntnis bleibt nicht ganz intim),
Daß was er tat - ein Bluff gewesen,
Und was er dachte - nicht von ihm;
Ja, daß in froher Jubelfeier
Enthüllt zu werden lorbeerschwer
Genau genommen Schulz und Meier
Verdiente just so gut wie er.

Wie muß es drum Gerechte freuen,
Schaun sie, von Wimpeln froh umweht,
Den echten Festtag sich erneuen,
An dem ein Würd'ger ward erhöht.
Ein hoher Geist, der heil'gen Stunden
Verdankt, was wahre Wohltat heißt,
Und der mit dem, was er gefunden,
Noch heut die Besten mit sich reißt.
Dess' Tat zum Segen uns gediehen,
Dess muntrer Geist uns noch umweht,
Vor dem wir den Zylinder ziehen:
"Der steht zu Recht da, wo er steht!"

Im Marmorkranze solcher Geister,
Ersinner flüss'ger Zauberei,
Dich preis ich, Bruder Kellermeister,
In heil'gen Benedikts Abtei!
Du kanntst die Weine der Champagne,
Die dürstend, wenn er wund und krank,
Im goldnen Becher Charlemagne,
Der Franke, zur Genesung trank.
Du machtst sie dienstbar unsern Träumen,
Hast ihre tiefste Kraft geweckt,
Du zwangst zu gären sie, zu schäumen,
Mit einem - du erfandst den Sekt!

Ich hab' nicht allzu viel gemeinsam
Mit Benedikts geschorner Schar;
Dich aber pries ich, wenn ich einsam
Und liebeleer und traurig war.
Und hat das Leben mir gefallen,
Freut' ich mich lauten Widerhalls
Und ließ zu deinen Ehren knallen
Den Pfropfen aus dem Flaschenhals.
Mit hübschen Frau'n, mit braven Kerlen
Verlacht' ich das Gespenst der Gicht,
Und mit den blonden, kühlen Perlen
Stieg Liebe mir und Zuversicht ...

Don Perignon, so mancher neppt uns
Mit seinem selbsterworbnen Ruhm -
Wie anders fördert dein Rezept uns
In unserm besten Menschentum!
Du leihst der Seele leichte Flügel,
Du linderst manches Herzensweh,
Und würd'ger grüßt, weiß Gott, vom Hügel
Rein Mönchlein über Epernay!
Nicht lange Lieder will ich singen,
Ich hab' ein kürzeres Programm:
Ich will dir einen Spitzkelch bringen
Heut abend - in memoriam!...


  Rudolf Presber . 1868 - 1935






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