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Rudolf Presber
Und
all' die Kränze ... . 1. Auflage 1911
Ich kannt' einen Spieler ...
Ich kannt' einen Spieler. Im Hermelin
Sah ich keinen Zweiten so stolz wie ihn.
Und wenn er vergoldete Kronen trug,
Und wenn er ans Schwert als Ritter schlug,
Dann war's, als weite mit einem Mal
Die Bühne sich zum Ahnensaal;
Als blickten die Väter im Eisenhut
Voll Stolz auf das edele Enkelblut.
Das Wort des Dichters, wie hat er's geehrt,
In seinem Munde ward's Flamme und Schwert.
In seinem Munde ward's Adel und Ruhm
Und Sonne und Frühling und Heldentum.
Und was an scheuer Schönheit tief
In den Muscheln glitzernder Verse schlief,
Das trug seine Sprache, lässig bequem,
Wie ein Kaiser die Perlen im Diadem ...
Und als ich nach Jahren ihn wiedersah,
Wie weh doch meinem Herzen geschah!
Ich fand ihn sich mühend in farbigem Tuch;
Ich spürt' der Kulissen Leinwandgeruch.
Ich glaubt' nicht das Schwert, nicht den Schwur am Altar
Und wußt', daß die Krone von Messing war.
Und müde floß von den Lippen, so müd',
Das Wort, das wie Funken vom Stahl einst gesprüht.
Da schlich ich aus dem erleuchteten Haus,
Um liebe Erinnrung betrogen, hinaus.
Der Schließer frug höflich: "Sie kommen zurück?"
Ich lächelte traurig: Ich kenne das Stück ...
Drei Jahre später. Im Zeitungsblatt
Las ich's. In einer fremden Stadt.
"Der Tod eines Mimen" ...Im Sessel lag
Er, starrend in den jungen Tag.
Es tanzt' an den Wänden der Sonnenstaub
Um blasse Schleifen und welkes Laub.
Als Decke über den magern Knien
Ein alter Bühnenhermelin.
Die kalte Hand umklammert das Gift,
Am Boden ein Blättchen mit kritzlicher Schrift:
"Ich hatte nicht Kraft noch Jugend geschont;
Oft war ich ein König - jetzt bin ich entthront.
Ich spüre die Lüge in Kronreif und Kleid,
Nichts Echtes blieb, als mein Menschenleid.
Nichts echt mehr am Traum, der vor mir stirbt,
Nichts als das Alter, das mich zermürbt.
Das Wort entgleitet, der Sinn ist entrückt -
Ein Schleier hat sich auf die Augen gedrückt.
Es tasten die Hände und fassen nicht -
Es täuscht mich der Rampen flackerndes Licht.
Es tanzen die Lettern, wie Herbstlaub im Wind -
Ich kann nicht mehr lesen ... ich werde blind.
Ich starb so oft, vom Beifall umtobt -
Heut' sterb' ich ... keiner der mich lobt.
Und keiner, den ich zu schauen entbot:
Ein Entbehrlicher stirbt seinen letzten Tod;
Hat abgeschminkt, in der Stille der Nacht
Der eigenen Tragödie den Schluß gemacht."
Rudolf
Presber . 1868 - 1935
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