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Rudolf Presber
Und
all' die Kränze ... . 1. Auflage 1911
Irgendwo
Seltsam ist mir oft geschehen
In der Freude hellstem Schein:
Blumen düsten, Wimpel wehen,
Schöne Frauen lächeln drein;
Und beim Fest im vollen Saale,
Das mit Licht mich übergießt,
Fühl' ich, wie mit einem Male
Mir das Blut zum Herzen schießt.
Dunkel werden rings die Wände,
Es versinken Wirt und Gast,
Und ich lass' die weichen Hände
Los, die ich zum Tanz gefaßt.
Und ich press' im Schmerz die Zähne
Vor dem Bilde, das erscheint - - -
Irgendwo fällt eine Träne
Heimlich, die um mich geweint.
Seltsam ist mir's oft geschehen:
Einsam ging ich meinen Gang,
Dunkel die Zypressen stehen
Einen stillen Weg entlang.
Wolken brauen überm Tale
Und die Gipfel stehn verhüllt,
Und ich fühl' mit einem Male
Sonne, die mein Herz erfüllt;
Wie ein Rausch aus edlem Glase
Steigt und flammt mir's ins Gesicht,
Und ich folge meiner Straße
Lächelnd und voll Zuversicht.
Hat mich auch der Zorn der Leute
Manches Mal zu Recht geschmäht - - -
Irgendwo blüht eine Freude
Eben auf, die ich gesät.
Rudolf
Presber . 1868 - 1935
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