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Und all' die Kränze ...
162 Bücher



Rudolf Presber
Und all' die Kränze ... . 1. Auflage 1911



König Iwains Narr

König Iwain war ein rüstiger Held;
Kam er mit Roß und Mann,
Dann hielt in Waffen starrend die Welt
Ängstlich den Atem an.

Und wenn er durch die Reihen schritt,
Besiegte sanken ins Knie,
Um seine harten Lippen glitt
Ein lindes Lächeln nie.

Doch hinter ihm im bunten Wams,
Den Mund vom Witz umspielt,
Ein Kind des leichten Frankenstamms
Der Narr, den er sich hielt.

Und wenn Herr Iwain saß beim Mahl
Und teilte Brot und Wein,
Dann blickte hart wie Wetterstrahl
Sein Blick auf die Getreun.

Kein Frohsinn schloß gesell'ges Band,
Kein leichtes Saitenspiel;
Doch hinter seinem Sessel stand
Der Narr und scherzte viel.

Und wenn er zu den Frauen schritt,
Herr Iwain, Lieb' im Sinn,
Wohl durch die zarten Reihen glitt
Ein Frost und Schauder hin.

Doch hinterm Schritte, eisenschwer
Hallend durchs Frauenhaus,
Kam lachend wohl der Narr daher
Und teilte Blumen aus.

Und als Herr Iwain sank vom Thron,
Man legt' ihn auf die Bahr';
Frohlockend drückt' sein blonder Sohn
Den Kronreif sich ins Haar.

Und heller schien der junge Tag,
Als man ihn trug zur Gruft;
Und wie von Tanz und Festen lag
Ein Locken in der Luft.

Im Frauenhaus ein zart Gegirr'
Und Festgepräng im Schloß;
Und lachend putzte das Geschirr
Im Pferdestall der Troß.

Die Mägde trugen Fisch und Wein
Und kicherten durchs Haus:
"Heut abend wird viel Kurzweil sein
Bei des Königs Leichenschmaus!"

Und als sein Licht dem Himmel gab
Der erste goldne Stern,
Da saß der Narr auf ödem Grab
Und weinte um seinen Herrn ...


  Rudolf Presber . 1868 - 1935






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