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Und all' die Kränze ...
162 Bücher



Rudolf Presber
Und all' die Kränze ... . 1. Auflage 1911



März

Es zieht ein grüßend Düften her
Aus Rosengärten am Mittelmeer,
Entführt von lauen Winden;
Die Sonn' entflieht der Winterhaft,
Und in den Weiden steigt der Saft
Tief unter grünen Rinden.
Mir wird zu Sinn so wunderbar,
Als müßt' ich, was mein Frühling war
Vor Jahr und Jahr,
Noch einmal wiederfinden.

Als müßte, was so süß geschehn,
Noch einmal durch die Veilchen gehn
Mit jugendroten Wangen;
Als wollt' mit seinem Kinderblick
Mein lang' beweintes blondes Glück
An meinen Augen hangen.
Als kläng' aus grünem Busch hervor
Ein neckend Jauchzen mir ins Ohr:
"Du lieber Tor,
Such mich - ich lass' mich fangen!"

Ich weiß, das kommt nun nimmermehr -
Dazwischen liegt wohl Land und Meer
Und Schuld und Schwur und Schweigen.
Doch wenn der Star vom Wipfel singt
Und zitternd leis die Knospe springt
An all den zarten Zweigen,
Dann will in Duft und Blütenschaum
Hinhuschend leicht durch Zeit und Raum
Sich wie ein Traum
Die Hoffnung zu mir neigen.

Sie hat mich oft genug genarrt,
Da hab' ich zornig sie verscharrt,
Ließ sie vom Schnee verwehen
Und setzte drauf ein Kreuz von Stein;
Sah oft den Hügel ohne Pein
So im Vorübergehen.
Ich glaubt' mein Herz verdorrt, gefeit;
Da naht im Lenz die Osterzeit -
Das alte Leid
Will wieder auferstehen.


  Rudolf Presber . 1868 - 1935






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März, Rudolf Presber