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Rudolf Presber
Und
all' die Kränze ... . 1. Auflage 1911
Vorfrühling
Sonnenschein ... Ich greif' zum Stocke.
Bläst der Wind auch feucht und kalt,
Mit dem Pudel und der Dogge
Schlendr' ich hin am Fichtenwald.
Und ich freue mich im stillen
An der beiden Munterkeit -
Und der Schnee schmilzt in den Rillen,
Und kein Mensch ist weit und breit.
Und die beiden schwarzen Nasen
Spüren, wo ein Leben kroch;
Und sie wittern einen Hasen,
Schnüffeln in ein Mauseloch.
Eine Krähe, blau und prächtig,
Scheucht der Pudel, der Filou;
Und die Dogge sieht bedächtig
Ihrem kleinen Freunde zu.
Plötzlich aus den nassen Moosen
Mit Gejauner und Gezaus
Gräbt der Pudel einen großen
Stein sich mit den Pfoten aus.
Und die weißen Zähnchen beißen;
Und er hebt und trägt, nicht faul,
Stolz, als hätt' ich's ihn geheißen,
Den ergrabnen Stein im Maul.
Und die Dogge sieht's mit Neide,
Denkt: der wird dir bald zu schwer!
Und so trotten alle beide
Ernst beschäftigt nebenher.
Rab' und Maus und Has' entschwunden
Sind dem Jagdsinn und entrückt,
Weil sie einen - Stein gefunden,
Der sie gar so sehr entzückt ...
Und ich seh die Hundenarren
Mir als wie ein Gleichnis an,
Die sich einen Stein erscharren
Und sich müde schleppen dran.
Wenn der Schwarze und der Gelbe
Wissen könnten und verstahn:
Wie so oft schon ganz dasselbe
Hat ihr Herr, wie sie, getan.
Vieles schien mir gute Beute,
Als mein Tag noch morgenjung,
Das mir sanft belächelt heute
Reifere Erinnerung.
Vieles hab' ich aufgelesen,
Wo ich froh des Weges zog;
Schließlich ist's ein Stein gewesen,
Der - adjö! - zum Kehricht flog ...
Wenn in einer hellen Stunde
Übers Moos die Sonne strich,
Sollen meine jungen Hunde
Wirklich klüger sein als ich?
Springt voraus, das übt die Beine
Und ist Tier- und Menschenbrauch.
Seht, ich gönn' euch eure Steine, -
Ich war jung und schleppt' sie auch.
Rudolf
Presber . 1868 - 1935
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