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Rudolf Presber
Und
all' die Kränze ... . 1. Auflage 1911
Wandlung
Oftmals sprach ich deinen lieben Namen -
Und mir war's, als hätten lange Zeit
Lüsterne Herren, klatschende Damen
Ihn entweiht.
Als wäre dies Wörtchen, fein geschliffen,
Das dich aus der Menge hebt,
Abgebraucht und abgegriffen
Und mit Alltagsfasern verwebt.
Als zeige der einst so köstliche Schmuck
Herrn Jedermanns schmierigen Fingerdruck;
Als müßt' ich ihn hassen, als müßt' ich ihm fluchen
Und einen anderen, besseren suchen:
Einen Namen, den nur wir zwei
Kennen und schaudern und lächeln dabei.
Heute sprech' ich deinen lieben Namen -
Und mir ist's, als ob in Himmelsruh'
Eine Heil'ge mir aus güldnem Rahmen
Lächle zu.
Eine, die noch Keinem im Volke
Wunder zu wirken stieg aus der Wolke;
Eine, deren Namen erklang
Nie im Gebet noch und Pilgergesang;
Eine, die ich allein nur nenne,
Ich nur liebe, ich nur kenne;
Eine, der ich nach Schmach und Sünde
Mit reinen Händen die Kerzen entzünde;
Deren Name mir Gott und Christ,
Andacht, Liebe und Unschuld ist!
Rudolf
Presber . 1868 - 1935
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