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Rudolf Presber
Und
all' die Kränze ... . 1. Auflage 1911
Wildenbruch
Die deutsche Jugend senkt die Schläger
An deiner Erdenreise Ziel:
Er fiel, ihr Stolz und Bannerträger,
Der Bildner ihrer Träume fiel;
Der mit der Dichtung Wünschelrute
Das Gold im toten Stein gespürt,
Der für das Schöne nur und Gute
Das Schwert im heil'gen Zorn geführt;
Der für die bange Zukunftsfrage
Die Zuversicht als Antwort fand,
Und der in rauhem Sturm der Tage
Ein Mann und Deutscher aufrecht stand;
Der jedes Siegers Stirne kränzte,
Die stolz die Massen überragt,
Und nur dem Trug, der listig glänzte,
Die Hand und Huldigung versagt;
Der um den Schild den Lorbeer rankte,
Der Krone schliff den schönsten Stein
Und täglich fromm dem Schöpfer dankte:
Daß er ein Deutscher durfte sein;
Der uns das Erbe tapfrer Ahnen
Im Bild der Dichtung wieder gab -
Die deutsche Jugend senkt die Fahnen
An deinem lorbeerschweren Grab.
Bald weckt der Lenz mit sanftem Flügel
Die Ufer streifend Glanz und Duft;
Du aber schläfst auf stillem Hügel
Im Angesicht der Fürstengruft.
Du fochtst mit Edlen um die Wette
Und mild und friedlich kam die Nacht;
Nun ist dein letztes Ruhebette
Nicht weit von Schillers Sarg gemacht.
Du kannst den Frühling nicht mehr grüßen,
Dem heiß dein treues Herz geglüht;
Du siehst's nicht mehr, was dir zu Füßen
In deutschen Landen treibt und blüht.
Doch wo noch edle Flammen brennen
In jungen Herzen, loh und licht,
Da sollen treue Lippen nennen
Noch deinen Namen, dein Gedicht.
Und will ein Feind dein Deutschland meistern,
Dann, wenn der Tag der Schlacht begann,
Schweb uns mit andern edlen Geistern,
Ein Hort und Schutzpatron, voran!
Nie schlägt der Puls des Lebens träger
Dem Land, das keine Schuld vergaß,
Dem Land, das stolze Bannerträger
So reinen Sinns, wie du, besaß.
Mag Gott dir die Gefährtin trösten,
Nimm unsern Dank und Segensspruch
Und schlummre, nahe unsern Größten,
In Ehren, Ernst von Wildenbruch.
Rudolf
Presber . 1868 - 1935
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