Bismarck

(Zum Frankfurter Denkmal)

So steh' mein Bild! Ich führe
Den Ritt, den du geträumt.
Das Schlachtroß der Walküre
Hab' ich dir aufgezäumt.
Umjauchzt vom Völkerchore,
Vom Meer zur Alpenwand,
Gab ich die Trikolore
Dir segnend in die Hand,
Legt' in die Faust die Zügel,
Den Sporn an deinen Schuh;
Ich hob dich in den Bügel,
All-Deutschland, reite zu!

Sie möchten mich verkleinern,
Der ich so groß gelebt,
Dess' Standbild nun sich steinern
Aus deutschen Gauen hebt;
Sie wollen mir nicht lassen
Den Preis aus blut'gem Strauß,
Sie wissen gut zu hassen
Noch übers Grab hinaus;
Was Wortkampf und Geklügel,
Wir wissen's, ich und du;
Ich hob dich in den Bügel,
All-Deutschland, reite zu!

Mein Eisentritt verhallte,
Der einst die Welt geschreckt;
Ich lieg' im Sachsenwalde
Mit Fahnen zugedeckt.
Vermodert ist die Stärke,
Und Lieb' und Zorn gebüßt:
Doch leb' ich meinem Werke,
Wenn du mich, Mutter, grüßt:
"Schlaf, Alter, unterm Hügel
In Heldenehr' und Ruh';
Du hobst mich in den Bügel,
Und sieh - ich reite zu!"


  Rudolf Presber . 1868 - 1935

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